Schwarzmeer-Küste Türkei

Der gewünschte 2-monatige Urlaub konnte organisiert werden, und so schiffen wir Mitte April 2008 auf der zeitsparenden Fähre nach Igoumenitsa ein. Nordgriechenland kennen wir schon von früheren Reisen, und wir lassen daher die vielen Sehenswürdigkeiten links liegen. Auch Istanbul ist uns bereits von früheren Besuchen her bekannt. Gerne würden wir aber nochmals durch den riesigen Basar streunen und das eine oder andere Bauwerk besichtigen, das totale Verkehrschaos, verbunden mit stundenlangem Warten im Stau, lässt uns aber darauf verzichten, zumal auch definitiv keiner der früheren Campingplätze mehr existiert.

Bei einbrechender Dunkelheit überqueren wir den Bosporus.

In Karasu, etwa 150 Kilometer von Istanbul entfernt, treffen wir auf die Schwarzmeer-Küste. Von nun an soll es – so hoffen wir wenigstens – ohne Hektik gemütlich weitergehen.

Das von den Byzantinern befestigte und wunderschön in einer steilen Bucht gelegene Städtchen Amasra erreichen wir am Mittag des folgenden Tages. Der Ort wird rege von türkischen Touristen besucht. Ein Fisch-Restaurant reiht sich an das andere und die engen Gassen sind mit schwer beladenen Souvenirständen gesäumt.

Die einst typischen Holzhäuser an der türkischen Schwarzmeer-Küste sind fast gänzlich verschwunden oder befinden sich meist nur noch in einem erbärmlichen Zustand.

Ab Amasra wird es traumhaft schön. Stetig folgt die bucklige und holprige Strasse dem stark gegliederten Verlauf der Küste, steigt immer wieder hoch hinauf, um die steilen Klippen zu umgehen, und fällt dann im nächsten Küsteneinschnitt erneut tief hinab, um schliesslich einen Bach oder Fluss zu überqueren und dann gleich wieder hinaufzusteigen. Dichter Mischwald, ab und zu von kleinen Äckern durchsetzt, überzieht die Landschaft. Immer wieder bieten sich fantastische Ausblicke auf das Meer und die gegliederte Küste mit ihren wunderschönen Buchten, von denen einige auch über eine Strasse zugänglich sind. Wo eine Strasse hinführt, da hat es allerdings auch Häuser, die aber um diese Jahreszeit mehrheitlich leer stehen oder von freundlichen Einheimischen bewohnt werden. So machen wir immer frühzeitig Feierabend, um den ausklingenden Tag gebührend geniessen zu können. Auch das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite, was aber nicht immer so sein muss, denn das Klima kann am Schwarzen Meer auch sehr garstig sein – und das üppige Grün der Natur kommt ja auch nicht von ungefähr.

Der Traum dauert bis vor Sinop, denn dort wird die Küste flacher und ist entsprechend auch wieder vermehrt erschlossen und besiedelt. Der Alptraum aber beginnt ab Samsun. Die Bauwut der Türken ist uns schon längst aufgefallen. Nicht nur Istanbul hat sich während der letzten Jahre enorm verändert: Übers ganze Land entstehen neue Satellitenstädte und Wohnblockviertel. Viele stehen aber leer oder bleiben unvollendet. So sieht man immer wieder hässliche Bauruinen, wie auch sonst die meisten Häuser irgendwie halbfertig ausschauen. Die Ästhetik der früheren osmanischen Baumeister scheint völlig abhanden gekommen zu sein. Auf dem 400 Kilometer langen Küstenabschnitt zwischen Samsun und der georgischen Grenze haben sich irgendwelche Technokraten ein in unseren Augen fragwürdiges Denkmal gesetzt, indem sie diesen mit einer durchgehend 4-, teilweise sogar 6-spurigen Schnellstrasse erschlossen haben. Buchten und Strände wurden mit Millionen von Tonnen Steinblöcken für das Trassee und für Wellenbrecher aufgefüllt. Die Strasse führt fast gänzlich direkt dem Meer, vor den Wohnhäusern der Menschen, entlang. Sie wurden bestimmt nicht um das Einverständnis gefragt, denn die Strände und der Zugang zum Meer wurden ihnen genommen. Auch scheint die Notwendigkeit dieses gigantischen Eingriffs in die Natur fraglich, da ausserhalb der grossen Städte nur geringer Verkehr herrscht.

Unweit von Trabzon befindet sich eine der grossartigsten Sehenswürdigkeiten des Landes: das Kloster Sumela. Auf dem Weg dorthin, in einem engen, grünen Tal an einem rauschenden Wildbach gelegen, finden wir einen netten Campingplatz mit dazugehörender Forellenzucht und Restaurant. Diese Gelegenheit nutzen wir, um wieder einmal Wäsche zu waschen und einen frischen Fisch zu geniessen.

Dem Kloster statten wir am folgenden Tag einen Besuch ab. Einmal mehr staunen wir, wie verfolgte Christen im 13. Jahrhundert die abgelegensten Orte aufsuchten und ausbauten, um ihren Glauben weiterhin ausüben zu können. Der Weg dorthin muss damals äusserst schwierig und strapaziös gewesen sein, denn auch heute noch ist die Fahrt „durch das Tal des Goldenen Baches“, einem Naturschutzgebiet, spektakulär. 300 Meter über Grund, in eine Nische einer senkrechten Felswand, wurde das Kloster gebaut. Leider liegt es bei unserer Ankunft im dichten Nebel, aber der Besuch des völlig intakten Komplexes lohnt sich unbedingt.

Kloster Sumela

Der Hafen von Trabzon

Unsere freundlichen Helfer von der "Lider Clipper", rechts Seddem

Unser Schiff übers Schwarze Meer nach Sotschi

1'000 Tonnen Tomaten werden nach Russland verschifft. Für Autos bleibt nur noch wenig Platz.

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