Bild- und Textausschnitte Venezuela, Kolumbien, Ecuador und Galápagos

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Kaum haben wir die Grenze hinter uns gelassen, tauchen am Horizont schemenhaft hohe, senkrecht aufsteigende Tafelberge auf. Im Süden Venezuelas erhebt sich - verstreut über ein Gebiet von der doppelten Grösse Deutschlands - ein Archipel von über einhundert Inselbergen, die bis zu dreitausend Meter über das benachbarte Amazonas-Becken aufragen. Die meisten von ihnen hat noch nie ein Mensch betreten. Die Indianer nennen sie Tepuis „Häuser der Götter".

Mit einem Kleinflugzeug wollen wir diese einmalige Landschaft aus der Vogelperspektive betrachten.

Das eigentliche Ziel ist jedoch der Angel-Fall - der mit rund 1'000 Metern höchste Wasserfall der Erde

 

Bevor wir in Kolumbien einreisen, führt uns noch ein Abstecher zur malerischen Laguna Sinamaica mit ihren Pfahlbau-Dörfern. Als die europäischen Eroberer hier ankamen, wurden sie von den in diesem Labyrinth von Lagunen und Wasserwegen erstellten Behausungen wohl an Venedig erinnert und nannten das Land fortan Venezuela. Die in diesem Landstrich noch häufig anzutreffenden Guajira-Indianer gleichen mit ihren hohen Wangenknochen, den Schlitzaugen und der relativ dunklen Hautfarbe den Bergvölkern des Himalaja. Die Frauen kleiden sich in lange, fliessende und sehr bunte Gewänder und tragen selbstgefertigten Goldschmuck am Ohr.

Eine abwechslungsreiche Fahrt bringt uns durch schmucke, ein Stück mittelalterliches Spanien widerspiegelnde Dörfer sowie an reichen und gepflegten Haziendas und Fincas vorbei, wo die kräftigen und wohlgenährten Rinder unter weitausladenden, schattenspendenden Bäumen im hohen Gras weiden. In höheren Lagen grasen dann Holsteiner-Kühe auf fetten, grünen Weiden und verhelfen Kolumbien zu einem unerwartet grossen Angebot von Milchprodukten.

 

Dieses "Eselmobil" entdecken wir in Mexiko

Kurz vor der Hauptstadt wähnen wir uns dann sogar in den Alpen: Ein spiegelglatter, dunkler Bergsee, umgeben von Tannenwäldern und wolkenverhangenen Bergen, an deren Hänge sich weit verstreut Bauerngehöfte schmiegen, lädt zum Verweilen ein. Auch die kühlen Temperaturen und der ab und zu niedergehende Regen erinnern an zu Hause. Kaum zu glauben, dass der Äquator derart nah ist.

 

Eine holprige und kurvenreiche Strasse führt über die schroffen Berge und engen Täler der zentralen Kordillere zu den wichtigsten präkolumbischen Kulturstätten des Landes: Tierradentro und San Agustín. Uralte, bunt verzierte und geschmückte Busse, vollbeladen bis aufs Dach mit Gepäck und Menschen, kreuzen unseren Weg dorthin.

 

Im Süden Kolumbiens liegt das für seinen lebendigen Wochenmarkt bekannte Bergdorf Silvia. Jeden Dienstag reisen die sehr traditionsbewussten Indios zu Fuss oder in vollgestopften Bussen aus den Tälern der Umgebung in den Ort, um ihre landwirtschaftlichen oder selbstgefertigten Produkte zu verkaufen und sich selber mit allerlei Notwendigem einzudecken. Frauen und Männer sind gleichermassen mit leuchtend blauen Ponchos und Röcken bekleidet. Die Indianerinnen schmü­cken sich zudem mit langen, weissen Perlenketten, tragen ihr Haar offen und sind immerzu fleissig Wolle am Spinnen. Amüsant ist es, wenn die ebenfalls berockten Männer mit dem Fahrrad oder Moped unterwegs sind. Weiter hinten im Tal leben ausschliesslich Indios, die - was sonst eher unüblich ist - sehr kontaktfreudig und immer wieder zu einem Gespräch bereit sind.

Wochenmärkte sind in Ecuador immer noch sehr beliebt und es vergeht wohl kein Tag, an dem nicht irgendwo im Land einer dieser farbenfreudigen und lebhaften Anlässe stattfindet. Anhand des Reiseführers stellen wir uns ein dreiwöchiges Programm zusammen, das den Besuch möglichst verschiedener Märkte ermöglichen soll, da sich viele durch gewisse Besonderheiten voneinander unterscheiden, wie spezielle, in der Umgebung hergestellte Produkte oder dort ansässigen, besonders traditionsbewussten Indiostämmen. Die Hauptaufgabe aller Märkte besteht aber nach wie vor darin, die Menschen mit dem für ihr einfaches Leben mehr oder weniger Notwendigen zu versorgen. Das Angebot ist jeweils - ähnlich einem orientalischen Bazar - klar in Sektoren eingeteilt. Auf diesem Platz findet man die Obst- und Gemüsehändler, auf dem anderen die Metzger und den Strassen entlang stehen die mit Kleider, Schuhen oder Haushaltsgegenständen überfüllten Verkaufsbuden.

 

Ein Unterbruch in unserem „Veranstaltungskalender“ gibt uns die Gelegenheit, den eindrucksvollen Cotopaxi aus der Nähe zu betrachten. Der Vulkan und seine ihn umgebende Landschaft sind durch einen Nationalpark geschützt. Eine unbefestigte Strasse führt in den Park und bis nahe zum Refugio José Ribas, einer auf 4’800 Meter, knapp unterhalb der Schneegrenze gelegenen Berghütte. Leider versteckt sich der Cotopaxi weiterhin hinter dichten Wolkenmassen. Am Fuss des Vulkans, auf einer Höhe von 3’800 Metern, breitet sich eine Hochebene mit einem kleinen See aus, wo sich ideal besseres Wetter abwarten lässt. Anfänglich wissen wir gar nicht, in welcher Richtung der Berg zu suchen ist, doch am Abend hellt es plötzlich auf und der ebenmässig geformte Vulkan zeigt sich für einen kurzen Augenblick in seiner ganzen, 5’897 Meter hohen Erhabenheit. Als der dicke Eispanzer in den letzten Sonnenstrahlen aufgleisst, sind keine Anzeichen einer Aktivität auszumachen. Tatsächlich liegt der letzte grosse Ausbruch auch schon mehr als hundert Jahre zurück, doch wer dem Berg zu Fuss auf den Leib rückt, dem beweisen die zahlreichen Fumarolen, dass der Cotopaxi nur vorübergehend schläft. Erst 1996 machte er noch auf sich aufmerksam, als ein heftiges Erdbeben viele Häuser der Umgebung in sich zusammenfallen liess.

 

Begegnung in Ecuador

Künstler am Werk: Wandmalerei in Ecuador

Im strömenden Regen fahren wir einige Tage später auf einer matschigen Strasse noch einmal in das östlich der Anden liegende Amazonasbecken. Auch dieser reissende Fluss, dem wir nun durch tiefeingefressene Schluchten folgen, mündet später in den Rio Amazonas. Nachdem die zerklüfteten Berge hinter uns liegen, fahren wir in südlicher Richtung weiter, stets in Sichtweite der Anden. Der Dschungel hat sich der Piste entlang gelichtet und kleine Fincas, deren Bewohner die früher gefürchteten Shuar-Indianer sind, säumen den Weg. Die einstigen Kopfjäger tragen nun Hemd und Hose und die angebotenen Schrumpfköpfe sind nur noch Imitationen.

Zwei schwankende, für unser Auto gerade noch genügend breite Hängebrücken bringen uns über die braunen Fluten reissender Flüsse. Erst nachdem die Brücken überquert sind, verkündet ein Schild deren für unser Fahrzeug zu geringe Tragfähigkeit.

Auch das ist eine Auswirkung von El Niño. Die normalerweise kalte und nährstoffreiche Meeresströmung hat ihren Lauf geändert und die Wassertemperatur um fünf Grad ansteigen lassen. Für die auf Nahrung aus dem Meer angewiesenen Tiere hat das verheerende Auswirkungen und bereits sind viele Seevögel, Meerechsen und Seelöwen verendet. Bis dieses Naturphänomen abgeklungen ist und wieder normale Zustände herrschen, vergehen aber noch weitere vier bis fünf Monate und solange müssen diese Tiere mit den schwierigen Umständen fertig werden. Im Gegensatz dazu geniessen momentan Landtiere und Vegetation dank den aussergewöhnlichen Niederschlägen paradiesische Zustände.

Nach vier wunderschönen Tagen und Nächten auf der Aida Maria verabschieden wir uns von der sehr freundlichen und hilfsbereiten Mannschaft sowie der Reisegruppe. Bis zum Rückflug bleiben uns weitere vier Tage, die wir unter anderem zum Besuch der Forschungsstation nutzen, wo vom Aussterben bedrohte Schildkröten gehegt und gepflegt werden. Die riesigen Tiere können bis zu dreihundertvierzig Kilogramm schwer und zweihundert Jahre alt werden. In einem der Gehege fristet der „Einsame George", der letzte Überlebende einer nur auf Galápagos vorkommenden Schildkröten-art, ein trauriges Dasein. Gelingt es nicht, ein Weibchen der gleichen Gattung für ihn zu finden, wird diese Rasse unwiederbringlich aussterben.

 

Unser Führer Daniel weiss viel zu erklären und erzählen. Ausführlich schildert er jeweils das Tagesprogramm und was uns Spezielles erwartet. Wie befürchtet, sind viele Besucherstandorte mit dem Rollstuhl schwierig bis unmöglich zu befahren. Da kaum Landungsstege vorhanden sind, muss oft „nass gelandet" werden, was vor allem bei hohem Wellengang kein einfaches Unterfangen ist. Ist das dann glücklich überstanden, behindern scharfkantige Lavabrocken das Fortkommen. Trotzdem kann ich dank allgegenwärtiger Hilfe einige Landgänge mitmachen und urtümliche Echsen oder Tölpel mit leuchtendblauen Füssen bestaunen. Ein ganz besonderes Erlebnis ist die Zutraulichkeit der Tiere, das Fehlen der Scheu vor dem Menschen. Einmal kriecht mir eines dieser drachenähnlichen Geschöpfe sogar unter dem Rollstuhl durch und beim Anlanden müssen die massigen Leiber der Seelöwen manchmal mittels Händeklatschen verscheucht werden, damit ein Durchkommen überhaupt möglich ist. Beim Schwimmen im glasklaren Wasser umschwärmen uns die verspielten Seelöwen hautnah und manchmal kommt es sogar zu Körperkontakten zwischen Mensch und Tier. Oft sonnen sich einige Seelöwen auf der hinten am Schiff montierten Plattform oder im Beiboot und besonderen Spass bereitet ihnen das Spielen mit den Bojen. Die Aida Maria läuft zur Freude aller immer wieder phantastische Badeplätze an, denn die extreme Hitze macht den Touristen wie auch der Crew gleichermassen zu schaffen.

Ein Hafenarbeiter dirigiert uns schliesslich zwischen hohen Containerbergen hindurch zu den Lagerhallen, wo Beni verladen werden soll. Wie massgeschneidert passt unser rollendes Heim in den Open-Top-Container. Nachdem die Türen des Containers verschlossen und versiegelt sind, machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Hafenausgang, wo auch schon bald ein Taxi für die weite Rückfahrt in die Stadt gefunden ist.

 

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