Diese Seite wurde letztmals aktualisiert am 14.12.17
Teil 5: Rundreise Sambia, Malawi, Zimbabwe, Botswana |
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Aber auch diese Rüttelei hat irgendwann einmal ein Ende. Die letzten Kilometer zu einem der grössten Naturwunder unseres Planeten, den Viktoria-Wasserfällen, können wir wieder auf einer komfortablen Teerstrasse zurücklegen. Eigentlich erwartet man von Wasserfällen, dass sie einen Berg oder Abhang hinunterstürzen, doch in diesem Fall verschwindet der mächtige Sambesi einfach in einer engen, 108 Meter tiefen und sich über 1’688 Meter quer zum Flussbett dehnenden Erdspalte. Eine weithin sichtbare Gischtwolke zeigt über der scheinbaren Ebene an, wo genau sich dieses Naturschauspiel abspielt. „Donnernder Rauch“ hatten die Ureinwohner diese gewaltigen Wasserfälle treffend bezeichnet, bevor der grosse Forschungsreisende, David Livingstone, sie zu Ehren seiner Königin umbenannte. Und tatsächlich, das Donnern, Tosen und Brodeln ist ein gewaltiges Spektakel. Kopfüber stürzen sich die ungeheuren Wassermassen des Sambesi über die meilenbreite Abbruchkante. Das derzeitige Hochwasser lässt die Gischtwolken noch höher als sonst in den Himmel aufsteigen und dann in Form eines feinen Sprühregens wieder abregnen. Im Einflussbereich dieses Mikroklimas spriesst eine üppige tropische Vegetation inmitten trockenen Buschlandes.
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Von Zimbabwe her hat man einen noch eindrücklicheren Ausblick auf die Viktoria-Fälle |
Nachdem uns die Viktoria-Fälle beim letzten Besuch schon von den verschiedenen Aussichtspunkten her sehr beeindruckt hatten, kam in mir später der Wunsch auf, das Naturwunder mittels Ultraleichtflugzeug auch aus der Vogelperspektive anzusehen. An entsprechenden Angeboten mangelt es nicht, und so lassen wir uns schon am nächsten Morgen zum Flugplatz bringen. Ein Ultraleichtflugzeug ist eigentlich nichts anderes als ein motorisierter Deltasegler. Wie ich vom Piloten erfahre, wird das Gefährt von einem 80 Pferdestärken leistenden Vierzylindermotor angetrieben. Nachdem mich das hilfsbereite Personal in den knapp hinter dem Piloten angebrachten Schalensitz gehievt, mir einen Vollvisierhelm übergestülpt und die Sicherheitsgurte zugeschnallt hat, kann’s losgehen. Als Erstes bin ich perplex, wie atemberaubend schnell das Motörchen den Deltasegler über die holprige Erdpiste katapultiert. Steil zieht der Microlight in den Himmel, und nun bin ich wiederum überrascht, wie luftig und kalt es hier oben ist. Nun weiss ich die warme Faserpelzjacke zu schätzen. Auch der Helm macht Sinn, da man ohne ihn weder atmen, noch etwas durch den Tränenschleier der Augen sehen könnte. Die 80 Pferdchen haben nun aber doch ihre liebe Mühe mit dem starken Gegenwind, denn der lässt uns förmlich vor Ort treten respektive in der Luft stehen bleiben. Vierhundert Meter unter uns fliesst der Sambesi träge dem Abgrund entgegen. Ich muss gestehen, so hoch über Grund buchstäblich in der Luft zu hängen, treibt mir doch etwas mehr Adrenalin ins Blut, als ich erwartet hatte, und ich bin bereits jetzt froh, nur einen 15-minütigen Flug gebucht zu haben. Der Pilot indessen ist bemüht, in anderen Luftschichten etwas mehr Vorwärts-Triebkraft zu finden, was zuweilen mit einem ruckartigen Absacken verbunden ist. Mein rechtes Bein hat sich vom Stützbügel gelöst und baumelt nun unkontrolliert in der Luft, doch traue ich mich nicht, es wieder an seinen angestammten Platz zu befördern, da ich meine Hände zum krampfhaften Festhalten benötige. Endlich ziehen wir eine weite Schlaufe über die aus dieser Perspektive sehr schmale Schlucht, in die sich die immensen Fluten des Sambesi stürzen und sich dann, angetrieben zu einer wilden Furie, tief in die flache Erdkruste eingraben und als brodelndes Inferno dem fernen Indischen Ozean zustreben. Obwohl seit unserem letzten Besuch mehr als vier Wochen verstrichen sind, ist der Wasserstand des Sambesi immer noch sehr hoch, was auch die gigantische Gischtwolke bezeugt. Wir schweben nun dank Rückenwind mit etwas mehr Geschwindigkeit über die grossen Hotelanlagen der simbabwischen Ortschaft Victoria Falls und setzen schon bald darauf wieder zur Landung an. Nachdem auch diese heil überstanden ist, bin ich zwar erleichtert, wieder auf festem Boden zu sein, aber missen möchte ich das Erlebte keinesfalls.
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In Sambia trifft man noch vielerorts auf ein ursprüngliches Afrika |
Ochsengespann in Sambia |
Im South Luangwa Nationalpark hatten wir das Glück, während Stunden zwei Löwen beobachten zu können. Der Park im Nordosten Sambias ist zwar etwas abgelegen, aber die weite Anreise lohnte sich, denn nebst dem Wildreichtum gefällt der Park auch durch seine schöne, offene Landschaft mit den Lagunen und dem Luangwa-Fluss. Auf dem Flatdog-Camp tummelten sich Hippos, Elefanten und natürlich jede Menge Affen. |
In Begleitung eines bewaffneten Wildhüters machen wir uns am folgenden Nachmittag auf den Weg zum gegenüberliegenden Seeufer, wo gestern noch Flusspferde weideten. Diese halten sich zwar immer noch im nassen Element auf, aber vielleicht haben wir ja Glück und treffen unterwegs doch noch auf anderes Wild. Immerhin trieben sich zuvor schon einige Impala-Antilopen am Seeufer herum. Das Vorwärtskommen ist allerdings nicht gerade einfach, da der Zustand der Wege etwa jenem des Camps entspricht. Seit Jahren wurden sie nicht mehr unterhalten und sind nun fast völlig zugewachsen und kaum mehr als solche zu erkennen. Auf der anderen Seeseite angekommen, können wir einige Antilopen ausmachen, doch die Flusspferde machen nach wie vor keine Anstalten, das Wasser zu verlassen. Neugierig betrachten sie uns und wackeln lustig mit ihren kleinen Ohren. Nach einiger Zeit nehmen wir den Rückweg in Angriff. Wir fragen den Wildhüter, wo die Tiere, von denen es hier, unter diesen idealen Bedingungen, einst bestimmt viele gegeben haben muss, denn geblieben seien? „Poachers!“, lautet seine viel sagende Antwort. Da der Park an Sambia grenzt, können die Wilderer von dort ungehindert eindringen. Vom nicht vorhandenen Grenzschutz und der Handvoll unzureichend bewaffneten und ausgebildeten Wildhütern haben sie jedenfalls nichts zu befürchten. Statt der gemäss Aussagen der Parkverwaltung geplanten Renovierung der Infrastruktur wäre es wohl sinnvoller, als Erstes in einen besseren Schutz der Tiere zu investieren, da ein leer gewilderter Park wohl kaum Touristen anziehen wird. |
Sonnenuntergang am Malawi-See "Der wolkenverhangene, sehr lebhafte Marktort Mzuzu bedeutet für uns den nördlichen Wendepunkt unserer Exkursion ins Innere des südlichen Afrikas. Steil geht es, an Urwaldresten und Bananenhainen vorbei, hinunter zum Malawi-See. Der See ist an seiner längsten Ausdehnung 575 Kilometer lang und bis zu 85 Kilometer breit und bringt es auf die stattliche Grösse von 24’000 Quadratkilometern, was ihn zum drittgrössten See Afrikas macht. Mit einer Tiefe von bis zu 700 Metern ist der Malawi-See gar der vierttiefste der Welt. An seinen Gestaden angekommen, werden die nackten Zahlen visuell: Man könnte meinen, am Strand eines Meeres zu stehen. Das gegenüberliegende Ufer ist nur zu erahnen, und die beachtliche Brandung entspricht auch eher jener eines Ozeans. Was den Malawi-See aber so einzigartig macht, ist seine Artenvielfalt an Fischen. Durch die isolierte Lage im Afrikanischen Grabenbruch konnten sich vor allem Buntbarsche entwickeln. Sie alleine bringen es schon auf 500 verschiedene Arten. Vermutlich leben etwa 1’000 Fischarten im Malawi-See, und viele von ihnen sind endemisch, kommen also nur hier vor. Im weniger tiefen, südlichen Teil des Sees ist der Artenreichtum besonders gross. Die malerische, weit in den See hineinragende Halbinsel Cape Maclear wurde zusammen mit ihren zwölf vorgelagerten Inseln zum Nationalpark und von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt." |
In Malawi sind uns die schwer beladenen Fahrräder aufgefallen .... |
... welche von ihren Piloten
zuweilen akrobatische Einlagen abverlangten.
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Löwen haben im Chobe-Nationalpark, Botswana, ein Elefantenbaby erlegt "Plötzlich ist uns das Safariglück doch noch hold: Zwei Löwen haben direkt am Pistenrand ein Elefantenbaby gerissen. Es muss erst vor kurzem geschehen sein, da das üppige Mahl bislang weder von anderen Raubtieren noch von Aasfressern entdeckt worden ist. Die Raubkatzen mühen sich ab, durch die dicke Haut an das Fleisch zu kommen. Vor allem das ältere der beiden weiblichen Tiere reisst mit aller Kraft an dem Kadaver, während das jüngere den ersten Hunger entweder bereits gestillt hat oder sonst einfach darauf wartet, bis die Mutter die mühsame Vorarbeit endlich verrichtet hat. Nun weckt ein in der Nähe dahintappender Waran das Interesse der jungen Löwin. Schlaftrunken trottet sie zu ihm hin und versucht, die grosse Echse mit den Pranken zu erwischen. Der Waran windet und schlägt mit dem Schwanz wie wild um sich, was der Löwin bald die Lust auf ein Waransteak vergällt." |
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Wer Elefanten liebt, muss unbedingt den Hangwe-Nationalpark in Zimbabwe besuchen. |
Matobo-Nationalpark, Zimbabwe |
Um nach Maun und zum Okavango-Delta zu kommen, wählen wir den direkten Weg über die Makgadikgadi-Salzpfanne. 12’000 Quadratkilometer topfebene, in der Sonne gleissende Salz- und Tonpfannen liegen vor uns. Sie werden lediglich durch einige nur wenig höher gelegene Grasflächen oder felsige Erhebungen unterbrochen. Eine von ihnen zeichnet sich nun am fernen Horizont langsam als Silhouette zwischen Salzfläche und Firmament ab. Bevor wir aber Kubu-Island erreichen, unterbricht ein Geräusch aus dem Bereich der Vorderachse die Fahrt. Die Diagnose ist schnell gestellt: Der Stabilisator ist ein weiteres Mal ausgerissen! Nun machen wir das, was wir eigentlich schon längst hätten tun sollen, nämlich den Stabilisator definitiv ausbauen. Wie sich herausstellt, werden die Fahreigenschaften dadurch kaum beeinträchtigt. |
Traumhaftes Camp auf Kubu-Island, Botswana "Aus einem Meer aus Salz erhebt sich die mit vielen eindrücklichen, Hunderte von Jahre alten Baobabs bewachsene die Insel. Da derzeit Trockenzeit ist, haben sie ihr Blattkleid abgeworfen und sehen nun aus, als hätte ein Riese die Bäume ausgerissen und wieder verkehrt, die Wurzel nach oben, in den Boden gesteckt. Noch vor wenigen Jahren war Kubu ein schwer erreichbarer Geheimtipp. Mittlerweile wurde die Insel aber unter die Obhut der staatlichen Nationalparkverwaltung gestellt. Es dauert auch nicht lange, bis ein Parkangestellter auf einem klapprigen Fahrrad auftaucht, um die Personalien aufzunehmen und für das Camp einzukassieren. Mangels anderen Einrichtungen fungiert er als mobiles Parkbüro und ist hoch erfreut, mit uns wieder einmal einen Gesprächspartner gefunden zu haben. Er erzählt von seinem einsamen Job, von der unerträglichen Sommerhitze, schwärmt aber gleichzeitig auch von der friedlichen Stille, von unvergleichlichen Vollmondnächten, von Vögeln, Antilopen, Schakalen oder Straussen, die dieses kleine Paradies bevölkern oder auf ihren Wanderungen zuweilen besuchen. Die nächste menschliche Siedlung ist fern, und nur alle paar Wochen wird er von der Parkverwaltung mit Lebensmitteln und anderen Notwendigkeiten versorgt." |
Botswana verfolgt im Tourismusgeschäft eine Hochpreispolitik mit dem Ziel „Klasse statt Masse“. Das bekommt der Besucher schon bei den Eintrittsgebühren für die Parks zu spüren, spätestens aber beim Besuch einer der innerhalb der Reservate gelegenen Lodges, wo für eine Übernachtung mehrere Hundert Dollar hingeblättert werden müssen. Deshalb beschränken wir uns auf einen Rundflug über das weltweit grösste Binnendelta. Die Kosten der fünfsitzigen Maschine teilen wir mit einem deutschen Lehrerehepaar und einem Italiener. Nur aus der Vogelperspektive ist ersichtlich, wie sich die Fluten des im fernen angolanischenHochland entspringenden Okavango nach 1’600 Kilometern in der Kalahari verlieren und eine ausgedehnte Sumpflandschaft hinterlassen, die unzähligen Wildtieren ideale Lebensbedingungen bietet. Sollte aber Namibia den alten Plan verwirklichen und den Okavango für seinen steigenden Wasserbedarf anzapfen, droht dem fragilen Ökosystem des Deltas grosse Gefahr, zumal das Gebiet noch immer nicht als Nationalpark deklariert ist. Der gewichtig gewordene Wirtschaftsfaktor Tourismus könnte, trotz all seiner oft negativen Einflüsse, am Ende doch die beste Garantie für das Überleben des Okavango-Deltas sein. |
In der vorgeschriebenen Mindesthöhe von 200 Metern fliegen wir nun über die weitverzweigte Äderung des Okavangos. Das Hochwasser der Regenzeit im fernen Angola hat weite Gebiete überflutet. Immer wieder wird das Netz der Trampelpfade von Wasserflächen unterbrochen. Für die Tiere herrschen nun paradiesische Zustände, denn die Weiden sind saftig und fett. Auf dem Boden der Mutter Erde so gewaltige Tiere wie Elefanten, Büffel oder Giraffen minimieren sich aus Flughöhe zu Punkten. Sobald der Pilot eine Herde erspäht hat, legt er das Kleinflugzeug in eine scharfe Kurve, und zwar in schöner Regelmässigkeit mal links, mal rechts, damit auch alle Passagiere denselben guten Ausblick haben. Nur hält sich der Genuss für unsere Begleiter in Grenzen, da die Steilkurven und Turbulenzen ihren Mägen nicht besonders gut bekommen, und sie sind, etwas grün im Gesicht, sichtlich froh, nach einer Stunde endlich wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.
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